Agiles Arbeiten hat sich in vielen Unternehmensbereichen bereits bewährt. Auch das Marketing kann von diesem Ansatz profitieren. Wie genau – und was sich hinter dem Agilen Marketing Manifest verbirgt – lesen Sie hier.
Was zeichnet agiles Marketing aus?
Agiles Arbeiten im Allgemeinen bedeutet für Unternehmen mehr Flexibilität und Reaktionsfähigkeit bei Veränderungen. Ursprünglich wurden agile Prozesse hauptsächlich im Projektmanagement und bei der Software-Entwicklung verwendet. Doch auch für das Marketing kann Agilität sinnvoll sein. Gerade in kommunikativ herausfordernden Zeiten wie der Corona-Pandemie helfen flexible Strukturen, Prozesse und agile Tools, um schneller auf neue Entwicklungen reagieren zu können.
Gut umgesetzt kann agiles Marketing auch in der Post-Corona-Zeit für mehr Effizienz und Effektivität sorgen. Nach einer Umfrage von Merkle aus dem zweiten Quartal 2020 planen 85 Prozent der Marketer, in den kommenden zwei Jahren vermehrt auf agile Methoden zurückzugreifen. Doch gerade größere B2B-Unternehmen in eher konservativen Branchen tun sich mit der Umsetzung schwer. Ein Beispiel: Selbst Social-Media-Postings müssen oft von einer Vielzahl von Abteilungen durchgewunken werden.
Fehlende Erfahrung in diesem Bereich wurde in der Umfrage als größtes Hindernis ausgemacht. Zudem kann agiles Arbeiten für die Verantwortlichen auch eine Herausforderung sein, die sie überfordert. Denn einige Mitarbeiter verlangen klare Regelungen und Abmachungen, an die sie sich halten können.
Das Agile Marketing Manifest
Im „Agile Marketing Manifesto“ hat ein Team von Marketern sieben Grundregeln aufgestellt, die agiles Marketing wie folgt beschreiben:
1. Validiertes Lernen anstatt Meinungen und Konventionen
2. Kundenorientierte Zusammenarbeit anstatt Silos und Hierarchien
3. Adaptive und iterative Kampagnen anstelle von Big-Bang-Kampagnen
4. Der Prozess der Kundenermittlung anstelle einer statischen Vorhersage
5. Flexible anstatt starrer Planung
6. Auf Veränderungen reagieren anstatt einem Plan folgen
7. Viele kleine Experimente anstelle weniger großer Baustellen
Drei Aspekte, die Unternehmen beim Agilen Marketing beachten sollten
Agiles Marketing erfordert Veränderungen in der gesamten Unternehmenskultur sowie im Arbeitsstil der Marketer. Drei Aspekte, die zu beachten sind:
1. Geschäftsführung überzeugen
Wie das obige Beispiel mit den Social-Media-Posts schon zeigt: Agiles Marketing ist auf schnelle Freigabeprozesse und flache Hierarchien angewiesen. Doch diese Änderungen kann das Marketing nicht umsetzen, ohne dass die Geschäftsführung ihren Segen gibt und diese Strukturen mitträgt. Wer mehr Eigenverantwortung zulässt, muss auch eine höhere Fehlertoleranz haben, denn agiles Marketing beruht auf einer „Trial & Error“-Kultur mit schnellen Anpassungen.
2. Agiles Mindset etablieren
Neben der Führungsetage müssen auch andere Bereiche wie Vertrieb oder Entwicklung mit ins Boot geholt werden. Erst der regelmäßige Austausch über Abteilungsgrenzen hinweg führt zu kurzfristigen Anpassungen und Verbesserungen der einzelnen Kampagnen. Das ist gemeint, wenn von einem Aufheben des Silodenkens gesprochen wird.
3. Testen, überwachen und laufend optimieren
In der Praxis bedeutet agiles Marketing: Ausprobieren und experimentieren, anpassen und rekalibrieren, um den sich ändernden Kundenerwartungen, Verhaltensweisen und Marktveränderungen laufend gerecht zu werden. So könnte eine Social-Ads-Kampagne auf allen großen Netzwerken starten, nach den ersten Auswertungen aber auf die am besten performende Plattform beschränkt und dort mit weiterem Content verstärkt werden.
Helfen Scrum und Kanban auch beim agilen Marketing?
Im Projektmanagement wird vor allem mit den beiden Methoden Kanban und Scrum gearbeitet. Sie helfen, Arbeitsprozesse zu steuern und zu verbessern. Der Fokus liegt immer darauf, schnell reagieren zu können anstatt auf dem ursprünglichen Plan zu beharren. Kanban setzt stark auf Visualisierung und arbeitet mit einem Board, auf dem die verschiedenen Arbeitsschritte von „zu bearbeiten“ bis „abgeschlossen“ vermerkt sind. Jeder Projektteilnehmer kann den aktuellen Zustand einer Aufgabe jederzeit einsehen und verschieben, wenn sie bearbeitet wurde. Scrum ist statischer angelegt. Es dient dazu, Kreativität in geordnete Bahnen zu lenken und eignet sich zur Strukturierung großer und komplexer Projekte.
Beide Methoden sind auch im agilen Marketing von Nutzen. Wer keinem starren Plan folgt, sollte dennoch die Übersicht behalten, wer was macht. So wird paralleles Arbeiten weitgehend vermieden und die Handlungsschnelligkeit der gesamten Abteilung profitiert. Scrum und Kanban sorgen für eine klare Rollenverteilung aller Beteiligten und klären über benötigte Ressourcen, Deadlines und den aktuellen Stand des Projektes auf.