Im Jahr 2022 feiert Visable gleich zwei Jubiläen: 90 Jahre wlw und 40 Jahre europages. Zwar blicken beide Marken im Portfolio des B2B-Plattformanbieters auf separate Historien zurück, doch Peter F. Schmid hat sie in eine gemeinsame Zukunft geführt. In unserem Interview blickt der CEO auf fast ein Jahrhundert Erfahrung im B2B-Bereich zurück und erzählt uns, was es brauchte, um aus einem traditionellen Verlagshaus ein wachsendes paneuropäisches Technologieunternehmen zu machen.
Herr Schmid, Sie sind der CEO eines Unternehmens mit einer 90-jährigen Geschichte. Fühlen Sie sich noch mit den Wurzeln von Visable verbunden?
Sehr stark sogar. Alles, was wir tun, basiert auf einer sehr simplen Idee: Wir bringen Einkäufer und Lieferanten zusammen. Zwar ist diese Mission in Umfang und Ambition gewachsen, aber im Kern dieselbe geblieben. Von unseren bescheidenen Anfängen als Herausgeber von gedruckten Firmenverzeichnissen bis hin zu den hochmodernen B2B-Online-Plattformen, die wir unseren Kunden und Nutzern heute anbieten.
Apropos Technologie im Laufe der Jahre: "Wer liefert was?" begann als Verlag. Auch europages war ursprünglich als gedrucktes Firmenverzeichnis konzipiert. Heute ist Visable ein Online-Unternehmen. Was waren einige der Meilensteine auf dem Weg dorthin?
1932 haben wir auf der Leipziger Messe die ersten Nachschlagewerke für Einkäufer herausgegeben – passenderweise unter dem Titel "Wer liefert was?". Diese Kataloge wurden bald zu einer festen Größe im Arbeitsalltag der deutschen Einkäufer. Um den Einkäufern Lieferanteninformationen zugänglich zu machen, war der "Wer liefert was?"-Verlag stets Vorreiter in Sachen Innovation und passte sich kontinuierlich an die damals verfügbaren Technologien an: In den 70er Jahren boten wir die Verzeichnisse beispielsweise auf Microfiche an – eine fast vergessene Technologie. In den späten 80er Jahren wurde "Wer liefert was?" auf CD-ROM veröffentlicht. Nach der Gründung im Jahr '82 hat europages für den französischen Markt einen sehr ähnlichen Weg eingeschlagen und sich stets an die neuesten Technologien angepasst. Im Jahr 1995 gingen beide Unternehmen online – drei Jahre vor Google, möchte ich hinzufügen [lacht]. Heute sind europages und wlw die führenden B2B-Plattformen in Europa.
Auch Sie feiern in diesem Monat Ihr zehnjähriges Firmenjubiläum. Eine entscheidende Zeit für die Ausrichtung und den Gesamterfolg des Unternehmens. Wie haben Sie den Wandel eingeleitet, der sich in den letzten zehn Jahren vollzogen hat?
Ich denke, jede große Veränderung beginnt mit einer Vision. Sie ist die Grundlage für die richtige Strategie und prägt auch die Kultur des Unternehmens. Ich habe mich bewusst aus dem Consumer-Bereich verabschiedet, weil ich das enorme Potenzial im B2B-Segment gesehen habe. Ich wollte "Wer liefert was?" zu einem europäischen B2B-Champion machen: Wann immer KMUs in Europa darüber nachdachten, ihre Sichtbarkeit im Internet zu erhöhen oder neue Lieferanten, Produkte oder Dienstleistungen im Web zu suchen, sollten sie an uns denken. Deshalb haben wir unsere Vision formuliert: "B2B in Europe begins with us".
Ich wollte "Wer liefert was?" zu einem europäischen B2B-Champion machen: Wann immer KMUs in Europa darüber nachdachten, ihre Sichtbarkeit im Internet zu erhöhen oder neue Lieferanten, Produkte oder Dienstleistungen im Web zu suchen, sollten sie an uns denken. Deshalb haben wir unsere Vision formuliert: "B2B in Europe begins with us".
Um dies zu erreichen, war klar, dass sich das Unternehmen grundlegend ändern musste. Wir mussten neue Kompetenzen aufbauen, z. B. im Bereich Online-Marketing, Produktentwicklung oder Business Intelligence. Wir mussten unsere Vertriebsmitarbeiter im Außendienst und im Innendienst aufstocken und uns auf dem gesamten Kontinent etablieren. All dies war in den letzten zehn Jahren mit erheblichen Investitionen verbunden, die wir auf jeden Fall fortsetzen werden, um unsere Entwicklung weiter voranzutreiben.
Die Umsetzung dieser Strategie bedeutete, neue Talente anzuziehen und zu halten und die Unternehmenskultur zu verändern. Als ich bei "Wer liefert was?" anfing, war die Kultur bei weitem nicht so, wie ich es von den agilen Tech-Unternehmen, die ich zuvor geleitet hatte, gewohnt war.
Es herrschte eine enorme Distanz zwischen den einzelnen Hierarchieebenen. Der Chef wurde auf ein Podest gestellt, die Mitarbeiter sprachen nur, wenn sie gefragt wurden. Das war nie meine Philosophie, denn ich glaube fest daran, dass Fortschritt durch neue Impulse entsteht. So können unsere Teams viel dynamischer und effizienter zusammenarbeiten, im Einklang mit unseren Unternehmenswerten..
Was macht die Langlebigkeit von Visable neben seiner Kultur aus?
Wir haben uns immer an die sich ändernden Anforderungen angepasst – und tun dies auch weiterhin. Unsere ständigen Investitionen in unsere Plattformen sind der Schlüssel, um den Bedürfnissen unserer Zielgruppen gerecht zu werden. Zu den jüngsten technologischen Entwicklungen gehört das Message Center, das die gesamte Kommunikation zwischen Einkäufern und Lieferanten auf der Plattform zentralisiert und damit den gesamten Prozess der Anfrageerstellung und -verwaltung vereinfacht. Auch Mobile ist ein wichtiger Faktor: Mit der "Visable App" können Lieferanten ihr Unternehmensprofil und die Anfragen der Einkäufer von unterwegs aus verwalten. Hinzu kommen neue Funktionen wie der "Visitor Profiler". Wie der Name vermuten lässt, können Lieferanten damit genau sehen, wer ihr Firmenprofil auf unseren Plattformen besucht hat. Dies liefert dem Vertrieb (und dem Marketing) wertvolle Informationen für die Lead-Generierung.
Ein Blick in die Zukunft: Was werden die nächsten zehn Jahre bei Visable mit sich bringen?
Visable hat in den letzten Jahren auf dem Weg zum „European Champion“ einige bedeutende Fortschritte gemacht. Wir haben uns zu einem wachsenden, internationalen Unternehmen mit fast 500 Mitarbeitern in Frankreich und Deutschland entwickelt – eine Zahl, die sich seit meinem Start hier mehr als verdoppelt hat. Auf unseren Plattformen sind 3 Millionen Unternehmen gelistet und sie werden von Einkäufern aus über 200 Ländern besucht. In den kommenden Jahren werden wir auf diesen Erfolgen aufbauen, indem wir neue Märkte erschließen und natürlich weiter in unsere Technologien investieren. Beispielsweise arbeiten wir gerade daran, die Nutzererfahrung und die technische Basis unserer beiden Plattformen zu vereinheitlichen, damit wir künftig noch effizienter Lösungen für unsere Kunden und Nutzer entwickeln können.