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„Mitarbeiterentwicklung ist genauso wichtig wie die Produktentwicklung“

Der digitale Mittelstands-Award (DIMA) prämiert beispielhafte Digitalprojekte mittelständischer Unternehmen der DACH-Region. Die Jury besteht aus sechs Mitgliedern, die ihre herausragende digitale Kompetenz bereits unter Beweis gestellt haben. Jenny von Podewils gehört dazu: Sie ist Gründerin und Co-CEO von Leapsome und hat in ihrer Laufbahn bereits mehrere digitale Transformationsprojekte betreut.

Im Interview verrät die 35-Jährige, welchen Stellenwert die Weiterentwicklung der Mitarbeiter einnimmt, was sie aus ihrer Zeit im Silicon Valley gelernt hat und warum sie den DIMA als sehr wertvoll erachtet.

Frau von Podewils, Sie haben 2016 zusammen mit Kajetan von Armansperg das Startup Leapsome gegründet. Was bietet Ihr Unternehmen an?

Leapsome offeriert eine Art Werkzeugkasten, der Mitarbeiter, Führungskräfte und Unternehmen als Ganzes bei der Personal- und Organisationsentwicklung unterstützt. Die Software hilft, gemeinsame Erwartungen und individuelle Stärken zu definieren, sich über Ziele abzustimmen, digital gestütztes Feedback zu geben und die gesamte Organisation der Firma zu evaluieren. 

Wenn ich ein Unternehmen erfolgreich verändern oder weiterentwickeln möchte, sind diese Aspekte mindestens genauso wichtig wie die Entscheidungen, welche Produkte oder welche Märkte als Nächstes in Angriff genommen werden sollten

Was hat Sie dazu bewogen, diese Firma zu gründen? Gab es solch ein Angebot bis dato gar nicht oder nur in unattraktiver Form?

Mein Partner und ich haben in meinem vorherigen Arbeitsleben gemerkt, dass der große Bereich Personalentwicklung selten optimal läuft. Dazu kam, dass Mitarbeiterumfragen und Ähnliches oft papierbasiert stattfanden oder mit deutlich veralteten Softwaresystemen, die nicht cloudbasiert waren. Diese Lücke konnten wir mit Leapsome schließen. Die Mitarbeiter benötigen auch keine Schulung, um mit den Tools umzugehen. Plakativ gesagt: Wer Instagram bedienen kann, kann auch mit unserer Software umgehen.

Für welche Art von Unternehmen ist das Angebot gedacht?

Die Tools von Leapsome können branchenübergreifend eingesetzt werden. Wir haben große Tech-Firmen unter unseren Kunden wie Spotify mit 8.000 Mitarbeitern, aber auch Startups mit 30 Mitarbeitern aufwärts.

Sie haben ein Fellowship an der Singularity University im Silicon Valley absolviert. Was nehmen Sie von dort an Erfahrungen mit?

Im Wesentlichen drei Dinge: Zum einen die Courage, groß, ambitioniert und visionär zu denken, was in Deutschland nicht so sehr verbreitet ist. Zum anderen die unterschiedlichen Impulse, Inspirationen und Rollenmodelle, die ich dem großen internationalen und diversen Netzwerk dort zu verdanken habe. Und drittens wurde mir im Silicon Valley bewusst, wie wichtig es ist, Menschen in ihrer Arbeitswelt zufriedener zu machen, sodass sie den Job eher als Quelle der Energie, denn als Quelle der Frustration ansehen können. Diese positive Psychologie versuche ich auch in Deutschland zu verankern.

 

Foto von Jenny von Podewils

                                      Jenny von Podewils, Co-CEO der Leapsome GmbH 

 Groß denken ist ein gutes Stichwort – hat Leapsome denn auch schon andere Märkte als die DACH-Region erobert?

Nur noch rund 40 Prozent unserer Neukunden kommen aus der DACH-Region, der Rest verteilt sich zu gleichen Teilen auf die übrigen europäischen Länder, auf die USA und die anderen Gebiete der Welt. Unsere Unternehmenssprache war von Anfang Englisch, auf der Produktseite haben wir mit Deutsch und Englisch angefangen, mittlerweile sind wir mit französischen, spanischen und portugiesischen Versionen der Software am Start.

Sie haben 2017 in einem Interview gesagt, dass Künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt bereits in „fünf bis zehn Jahren“ massiv verändern wird. Nun sind vier Jahre vorbei – was ist denn seitdem schon eingetreten?

Es ist zweifelsfrei schon viel in diese Richtung passiert. Unser Angebot geht ja auch in diese Richtung: Durch technologische Unterstützung werden Prozesse digitalisiert, die den Verantwortlichen viel mehr Raum als früher für strategische und dem Unternehmen Mehrwert bringende Themen geben. Der zeitliche Aufwand für rein administrative Aufgaben nimmt hingegen ab.

Schon vor der Gründung von Leapsome haben Sie Transformationsprojekte begleitet. Sind die Unternehmen in Deutschland ihrer Ansicht nach mittlerweile digitalisierungswillig – oder sehen Sie immer noch deutlichen Nachholbedarf?

Das Coronavirus ist ein entscheidender Faktor, der viele Unternehmen dazu gezwungen hat, sich mit Digitalisierungsmaßnahmen zu beschäftigen. So wurden vor zwei Jahren noch Debatten über die Verwendung von Laptops anstelle von Desktop-Computern geführt. Heute sind wegen Covid-19 viele Dinge wie Remote Work oder auch Zugänge zu Cloud-Infrastrukturen oft selbstverständlich.

Sie sitzen aufgrund Ihres Transformations-Know-hows in der Jury des Digitalen Mittelstands-Award 2021. Was erwarten Sie sich von diesem Wettbewerb?

Ich glaube, dass sehr viele interessante Initiativen im Mittelstand existieren und ich finde es extrem wertvoll, diese sichtbarer zu machen und den Initiatoren die Möglichkeit zu geben, sich untereinander zu vernetzen, um voneinander zu lernen. Gerade die klassischen, etablierten Unternehmen sind in der Regel sehr zurückhaltend dabei, öffentlich über ihre digitalen Projekte und die damit verbundenen Ziele zu sprechen. So ein Award forciert die Bereitschaft, das Ganze transparenter anzugehen und mit einem besonderen Projekt Impulse zu setzen, um auch andere Firmen damit zu begeistern.

 

Haben Sie den Livestream vom DIMA-Award am 18.November verpasst? Kein Problem: Hier können Sie sich die Preisverleihung im Video-Rückblick ansehen:

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