Für die Idee und die Umsetzung des „Digital Fabricators“ hat die Dr. Dietrich Müller GmbH den Digitalen Mittelstands-Award (DIMA) in der Kategorie „Lösungen im Vertrieb“ gewonnen. Das Online-Bestellsystem des Anbieters für Elektroisolierungen, wärmeleitende Produkte, Dichtungen und technische Folien ermöglicht es, digitale Konstruktionsdateien hochzuladen und passende Fertigungsverfahren sowie Materialien auszuwählen. In Echtzeit wird ein Kostenvoranschlag generiert.
Im Interview verrät Geschäftsführer Dr. Michael Müller wie er auf die Idee kam, das Tool zu entwickeln, welche großen Vorteile es biete und was er sich vom Gewinn des Awards erhofft.
Herr Dr. Müller, wann und warum kam Ihnen die Idee, solch einen Digital Fabricator zu entwerfen?
Wir haben uns vor mehreren Jahren Gedanken gemacht, an welcher Stelle Digitalisierungsvorhaben in unserem Unternehmen sinnvoll sind. Also haben wir uns zunächst vom Papier verabschiedet, ein Workflow-Management eingeführt und wollten im zweiten Schritt die Preiskalkulation vereinfachen. Früher musste ich das noch per Excel machen, dann haben wir eine Software eingeführt, mit der jeder Mitarbeiter die Preise eigenständig kalkulieren konnte. Doch ich wollte noch einen Schritt weiter gehen, sodass die Entwickler ihre Designs selbstständig hochladen können und sofort sehen, ob die Umsetzung so möglich ist und was sie kostet. Seit Ende 2020 läuft das alles automatisiert ab, Mitarbeiter greifen in diesen Prozess nur noch in Ausnahmefällen ein.
Wo liegt der größte Vorteil im Vergleich zum bisherigen Vorgehen?
Der gesamte Entwicklungs- und Bestellprozess beschleunigt sich enorm. Bisher hätte ein Produktentwickler einen Anfragevorgang über den Einkauf starten müssen, um zu erfahren, was seine Innovation überhaupt kosten würde. Dann hätte er vielleicht nach einer Woche eine Antwort gehabt. Mit dem Digital Fabricator kann er sein Produkt heute designen, erfährt sofort den Preis, kann das Produkt oder das Herstellungsverfahren bei Bedarf modifizieren, bekommt einen angepassten Preis und es dann entsprechend zügig geliefert, wenn alles stimmt.
Dr. Michael Müller, Geschäftsführer
Gab es Hürden, die Sie bei der Entwicklung des Tools überwinden mussten?
Die größte Herausforderung war eigentlich, die Belegschaft von der Sinnhaftigkeit des Digital Fabricators zu überzeugen. Einige Mitarbeiter mussten wir aufgrund der generellen Angst vor einem solchen Umbruch oder auch vor dem möglichen Jobverlust durch die Digitalisierung erst einmal überzeugen. Die eine oder andere technische Herausforderung gab es natürlich auch, da Maschinen nun mal anders analysieren als Menschen. Aber nach und nach haben wir die Probleme in den Griff bekommen.
Der DIMA honoriert diese innovative Idee. Was versprechen Sie sich von dem Gewinn des Awards?
Er hat uns jetzt schon ein erhöhtes Interesse an unseren Produkten beschert, generell erhoffe ich mir eine höhere öffentliche Wahrnehmung
Wir sind ja ein Nischenanbieter mit einer klaren Zielsetzung: Wann immer ein Kunde auf der Welt Teile benötigt, die wir fertigen können, soll er an uns denken. Und wenn das in Australien der Fall ist, wo ein Entwickler um 3 Uhr nachts deutscher Zeit eine Preiskalkulation wünscht, kann er die bei uns sofort bekommen, da der Digital Fabricator 24/7 im Einsatz ist.