Der Weltfrauentag fand erstmals am 19. März 1911 statt, seit 1921 wird dieser am 8. März gefeiert. Entstanden ist er als Initiative sozialistischer Organisationen, die für die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen kämpfte.
Auch wenn man meint, solcherlei Themen sollten 2024 kein Thema mehr sein, zeigen die Statistiken, dass wir von einer Gleichberechtigung, beispielsweise im beruflichen Kontext, , noch weit entfernt sind. Laut des EU-Gleichstellungsindexes sind hier Vorreiter Dänemark, Schweden und die Niederlande. Für Deutschland zeigen Daten, dass der deutschlandweite Frauenanteil in Führungspositionen bei rund 24,0 Prozent lag. Dabei ist der größte Anteil von Frauen in Führungspositionen mit 36,7 Prozent im Gesundheitswesen zu finden. Im Maschinenbau lag dieser Anteil hingegen bei nur 9,8 Prozent.
Wir sprachen mit Steffi Leinigen, Geschäftsführerin der Normteile Leinigen GbR, über Frauen, Führung und andere Karrierefragen.
Steffi Leinigen, Geschäftsführerin von Normteile Leinigen GbR
Frau Leinigen, worauf ist Ihr Unternehmen spezialisiert?
Als Großhändler und Systemanbieter haben wir uns auf hochwertige C-Teile, Normteile, Bedien- und Maschinenelemente sowie Baugruppen rund um den Maschinen- und Anlagenbau spezialisiert. Unsere Produkte beziehen wir von allen namhaften Herstellern und Anbietern am Markt.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
In meinem Verständnis führe ich demokratisch und kooperativ, freundschaftlich. In meiner Position als Geschäftsführerin habe ich eine Rolle inne, in der ich Verantwortung trage. Meine Aufgabe ist, das Wissen und Können, das es für bestimmte Schritte und Entscheidungen braucht, im Kollegium abzuholen. Damit die Kolleginnen und Kollegen wiederum stark in ihrer Expertise sein können, muss ich dafür sorgen, dass sie gute Arbeitsbedingungen haben. All das geht am besten, wenn man auf Augenhöhe miteinander umgeht und in der Sache klar und transparent ist.
Wie unterscheidet er sich vom Führungsstil der Männer?
Ich würde meinen, dass Frauen oft empathischer und emotionaler agieren. Für mich schätze ich das im Vergleich zu meinem Partner jedenfalls so ein.
Was würden Sie als Ihre größte Stärke oder Ihren größten Erfolg bezeichnen?
Eine Stärke von mir ist meine Durchsetzungsfähigkeit und sicher auch mein Durchhaltevermögen in kritischen Zeiten. Ich schaue in der Regel immer nach Lösungen, statt den Kopf in den Sand zu stecken, wenn es mal schwierig wird.
Was waren die schwierigsten Momente in Ihrer Karriere?
Um ehrlich zu sein, war es die Corona-Krise und deren Folgen. Wir haben zwei Kinder, die damals ein und vier Jahre alt waren und nicht im Kindergarten betreut werden konnten. Zusammen mit der Unsicherheit und den teilweise neuen und ungewohnten Erfordernissen im Betrieb war das schon deutlich herausfordernd!
Was war Ihr größtes Learning?
Mir selbst die Erlaubnis zu erteilen, dass ich Schritt für Schritt gehen darf.
Geschäftsfrau, Führungskraft und Mutter in einer Person zu sein, braucht Zeit, Hinwendung, Resilienz. Und zwar in allen Rollen einzeln. Es brauchte also in allen Bereichen viele kleine Schritte und Erkenntnisse, um in all diese Rollen hineinzuwachsen und sie parallel auszufüllen. Jetzt fühle ich mich zwar gut verankert in all dem, weiß aber auch, dass sich auch das in einem stetigen Wandel befindet und ich einfach immer einen Schritt nach dem anderen gehen werde.
Sind Sie in Ihrer Karriere auf Hindernisse gestoßen, weil Sie eine Frau sind?
Wenn ja, wie haben Sie diese überwunden?
Nein, das kann ich so direkt nicht sagen. Es fällt mir auf, dass mich eher Männer beim ersten Treffen nicht wahrnehmen, wenn ich gemeinsam mit meinem Mann und Geschäftspartner zusammen auftrete. Vielleicht ist es Ignoranz, vielleicht auch Angst. Bei unserer Gründung war ich 27 Jahre alt.
Wie können wir mehr Frauen dazu ermutigen, Führungsrollen in ihrer Karriere zu übernehmen?
Ich denke, es ist sinnvoll, alle Menschen zu bestärken, die eigenen Qualitäten einzusetzen und sich motiviert zu entwickeln. Wenn sich eine Führungsqualität zeigt und Freude daran empfunden wird, gilt es diese zu entwickeln und sich dafür stark zu machen, sie einzusetzen zu können. Damit ist meine Aussage an die Frauen einfach ein „Traut euch, wir können das (auch)!“
Wie fördern Sie Frauen in Ihrem Betrieb?
Wir schaffen Bedingungen, die den Umständen im Alltag entgegenkommen: wir haben kinderfreundliche Arbeitszeiten für Mütter und arbeiten mit Zeitausgleichsmodellen, so dass eine gewisse Flexibilität möglich ist. Tatsächlich gibt es bei uns aktuell mehr beschäftige Frauen als Männer.
Was ist die wichtigste Botschaft, die Sie jungen Frauen mit auf den Weg geben möchten, die über ihre berufliche Laufbahn nachdenken?
Entscheidend ist, ob man Leidenschaft für die Sache empfindet und für die Aufgabe brennt. Das heißt, man muss auch mal Opfer bringen. Und dazu muss man bereit sein, ohne Groll und Wut.
Was ich auch gern mitgebe, ist der Rat, sich nicht ablenken zu lassen von außen, von Menschen, die einem die Sache vielleicht nicht zutrauen. Ein weiterer Rat ist, sich Fehler zu erlauben und zu verzeihen! Fehler sind Lehrmeister für unsere Erfolge. Wir lernen aus Ihnen und keiner ist perfekt.
Gibt es eine bestimmte weibliche Figur, die Sie in Ihrer Karriere inspiriert hat?
Tatsächlich nicht. Wobei ich ein Zitat von Coco Chanel immer wieder sehr inspirierend finde:
„Der mutigste Akt ist immer noch, selbst zu denken. Und zwar laut.“
Was würden Sie sich für die jungen Frauen in der nächsten Generation wünschen?
Ich wünsche mir für die jungen Frauen, dass sie nicht immer mit der Menge gehen und sich nicht immer wieder anpassen, wenn sie eine andere Idee haben. Ich wünsche den jungen Frauen den Mut, den es braucht zu sagen: „Hier bin ich und so bin ich.“
Frau Leinigen, wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.